KREATIVKULTUR-KATE MARKELSHEIM - ATELIER MRG - FREIE KUNSTSCHULE

 

DIORAMEN- UND LANDSCHAFTSMODELLBAU, ANLAGENPLANUNG, MODELLEISENBAHN-SERVICE (WARTUNG, RESTAURIERUNG, LACKIERUNG UND KÜNSTLERISCHE ALTERUNG), MODELLBAU-WORKSHOPS, MAL- UND ZEICHENKURSE, PRIVATUNTERRICHT IN BILDENDER KUNST SOWIE TIN WHISTLE, EIGENES KUNSTATELIER MIT PORTRAIT- UND GEMÄLDESERVICE, FOTOGRAFIE UND BILDBEARBEITUNG, GESTALTUNG INDIVIDUELLER GRUSSKARTEN, IDEEN FÜR IHRE WERBUNG, FACHLICHE BERATUNG, REPORTAGEN UND PUBLIKATIONEN

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Traumhaft schöne Erinnerungen

 

Auf gravierende Änderungen im Leben reagiert der Mensch zumeist ähnlich wie auf solche seiner Umgebung, da derartige Kontraste Körper wie Seele gleichermaßen bewegen. Gerade im Zuge einer längeren Bahnfahrt empfinden und erfahren wir viele solcher Veränderungen – vor allem dann, wenn es sich um die erste größere Reise im Leben handelt. – Träumen wir uns also zurück in das Nürnberg der späten 1960er Jahre, einer aufstrebenden Großstadt zwischen kürzlich überwundener Ära bröckelnder Nachkriegs-Ruinen und jener betonierten Moderne der 70er.

 

Michel, ein Junge von zehn Jahren, hatte die graue Tristesse der Stadt seiner Lebtage noch niemals verlassen. Bis zum beschriebenen Zeitpunkt kannte er etwas anderes nur von ihm befremdlich erscheinenden Bildern. Hin und wieder zerriss ein Kommen seiner Tante Grete den Alltag in der vierten Etage, stets begleitet vom obligatorischen Kaffeeklatsch am dann mit Tafelsilber, Spitzendeckchen und kristallenen Kerzenleuchtern festlich herausgeputzten Esstisch. Für Michel waren ihre Besuche in der Stadtwohnung immer ein Gräuel gewesen, weil er dann seine guten Sonntagsklamotten anziehen und stets still am Tisch sitzen musste – den ganzen langen Nachmittag über. –

So graute es ihm auch vor den diesjährigen großen Sommerferien, welche sich von allen bisher erlebten abheben sollten. Diesmal konnte er nicht mit seinen Schulkameraden das Städtische Freibad unsicher machen. –

Seine Tante Grete hatte ihn zu sich nach Hause eingeladen. Heute, am ersten Ferientag, würde er von seinen Eltern noch zum Hauptbahnhof gebracht werden. Ihm war wirklich ziemlich übel zumute.

 

Die Stunde des Abschieds war gekommen, erstmals in Michels Leben, erfüllter Traum und panische Furcht gleichermaßen. Tränen rannen über heiße Wangen. Der D-Zug nach Bayreuth war gut gefüllt. Seine Liebe zur Eisenbahn im Großen und Kleinen tröstete den Jungen aber etwas über den Trennungsschmerz hinweg, denn Michel spielte ja so gerne mit seiner Märklin-Modelleisenbahn und beobachtete an Sonnentagen die großen Züge von seinem Lieblingsplatz aus, der eisernen Brücke über die Bahn. Zum damaligen Zeitpunkt ahnte er natürlich noch nicht, dass diese Vorliebe eine Konstante in seinem Leben bleiben sollte. –  Bisher war er stets nur im Nürnberger Stadtverkehr mit dem Vorortzuge unterwegs gewesen, sah die Fabriken, die Hinterhöfe, kannte die bizarre Schönheit seiner Heimatstadt in- und auswendig. – Und nun durfte er erstmals eine weitere Bahnreise antreten… An deren Ziel mochte er zum Zeitpunkt der Abfahrt allerdings noch immer keinen Gedanken verschwenden.

 

Die Schnellzugdampflok der Baureihe 01, deren metallen-kraftvolle Modellnachbildung daheim Michel über alles liebte, beschleunigte den Zug mächtig stampfend aus der Stadt hinaus. Sehnsuchtsvolle Pfiffe riefen lautstark hallend zurück nach seinem steinernen Zuhause inmitten der Häuserschluchten. Jenes durchs Abteilfenster sichtbare Bild veränderte sich aber zusehends; Michels bisheriges Weltbild schwand mit ihm dahin. Gleißendes Sonnenlicht erhellte dort draußen saftig leuchtendes Grün. Die kleinen hölzernen Wartebuden der Haltepunkte mit ihren weiß gelackten Sprossenfenstern flogen zwischen zahllosen Tunneln vorbei, Michel las Namen wie „Schnabelwaid“ oder „Creußen“.  Bäche, Flüsse und Seen glitzerten glasklar und voll munterer Frische in üppigster Natur. Der Junge konnte seinen gebannt staunenden Blick kein einziges Mal vom Fenster wenden und so verging die Zeit wie im Fluge. Schon verlangsamte die stolze 01 ihre zügige Fahrt, rollte allmählich auf den Bayreuther Hauptbahnhof zu. Hier musste Michel umsteigen.

 

Am Bahnsteig 1 wartete der aus nur zwei Wagen gebildete Lokalbahnzug nach Kulmbach (über Thurnau), im oberfränkischen Volksmund allgemein „Bockala“ genannt. Michel stieg die Trittstufen eines kurzen grünen Waggons empor. Die das Gespann führende Tenderlok der Baureihe 86 hatte also leichtes Spiel zu erwarten. In Gegenrichtung „seines“ Nürnberger Schnellzuges setzte sich die Bimmelbahn mit einem leichten Stoß in Bewegung. „Obacht klaaner Bubb, dees gibt ann Ruck“, hatte ein netter älterer Herr unseren Michel in breitester Bayreuther Mundart bereits vorgewarnt.

So drehte der kleine Zug scheinbar zunächst eine Ehrenrunde um die beschauliche Festspielstadt Bayreuth und hinter zahllosen Gärten öffnete sich schließlich eine weite oberfränkische Landschaft, die in Sachen natürlicher Schönheit kaum mehr zu überbieten war. „Heinersreuth“ und „Altenplos“ las der Junge auf Stationsschildern der gemütlich anheimelnden Bauerndörfer. Hinter Drossenfeld musste er sich bereitmachen zum Aussteigen: Der winzige Haltepunkt von Dörnhof war erreicht, sein Reiseziel.

Die hier ihn erwartete, war bereits auf den ersten Blick eine völlig andere als jene geschniegelte Tante Grete, die Michel aus der Stadt kannte. Letzte Spuren innerer Bedrücktheit wichen einer herzlichen Begrüßung! Das Eis war gebrochen. – An der Hand seiner lustig ein Lied trällernden Tante ging es über eine kleine gemauerte Bachbrücke. Strahlend weiße Gänse badeten im kühlen Nass oberhalb einer Staustufe. Hölzerne Strommasten säumten die Dorfstraße von Dörnhof, die entlang desselben Baches führte, den auch die Bahn jenseits des Tosens eines silbern schäumenden Wehrs mittels einer kleinen Eisenbrücke überwand. Blühender Hahnenfuß leuchtete hellgelb in lichtdurchfluteten Obstwiesen zwischen dem satten Grün der Pferdekoppeln. Sofort mochte Michel sich hier daheim fühlen. – Es war die reine Natur, das unverfälschte Ursprüngliche, was ihn in diesem Moment so behaglich umfing. – Nie im Leben würde er diesen Tag, dieses Lebensglück, jemals vergessen!

 

Seine Tante Grete wohnte in einem stattlichen, strahlend weiß gekalkten Bauernhaus mit eichenem Fachwerk genau dort, wo die Dorfstraße die Bahnlinie kreuzte. Den Hof am Dorfweiher (dem so genannten „Feuersee“) bewirtschaftete sie zusammen mit Onkel Emil, ihrem Ehemann, und Knecht Thomas. Die beleibte Großtante Anna, Gretes Mutter, lebte im Altenteil des Hauses und half gerne noch überall mit, so gut sie konnte. Zur Begrüßung gab es erfrischend kühle, selbst gemachte Limonade und dazu eine deftige altfränkische Brotzeit. Bald sank die errötete Sommersonne hinter dem Fichtenwald des Westhorizonts nieder und eine bleiche Mondsichel erhellte diffus jenes tiefe Nachtblau fränkischen Auenlands. Michel war im oberen Stockwerk des Bauernhauses eine gemütliche Schlafstube gerichtet worden und Tante Grete trat lächelnd an seine Bettstatt: „Morgen bringe ich dir das Reiten bei, wenn du Lust hast.“ – „Au ja!“ – Glücklich wie nie zuvor schlief der Junge dann ein und träumte –  ja vielleicht von seiner Märklin-Eisenbahn in einer geradezu utopisch wundervollen Modelllandschaft…

 

So oder ähnlich könnte sicher die Geschichte zu unserem Diorama erzählt werden, anmutend wie manch süßlich schöne Kitschmär deutscher Heimatfilme. Und dennoch war sie wenigstens ein bisschen so, die „gute alte Zeit“ – zumindest in unserer hell aufflackernden Erinnerung.

 

 

Leuchtende Tage –

Nicht weinen, dass sie vergangen,

Sondern lächeln, dass sie gewesen.

 

Tante Gretes Wandspruch

 

Inszenierende Umsetzung

35 Jahre später ist dermaßen natürlich wirkender Landschaftsmodellbau freilich keineswegs mehr träumerische Utopie. Vielmehr hilft er uns, angenehme Erinnerungen aus jener längst verflossenen Ära der Kindertage erneut zum Leben zu erwecken und gilt im fahlen Schatten kühler Moderne oft sogar als einzige Möglichkeit, die Eisenbahn-Romantik längst stillgelegter und abgebauter Strecken noch einmal zu erfahren.

So machten wir uns an die inszenierende Umsetzung einer faszinierenden Idee. Steht von Anfang an der Gedanke des Fahrbetriebs im Vordergrund, empfiehlt sich die Konzeption eines geplanten Dioramas als Modul. Es gibt viele Normen für Module auf dieser Welt, doch wir entschieden uns spontan für das von Modellbahnfreund Siegfried Gehringer im hohenlohischen Blaufelden entwickelte Modulsystem für Märklins C-Gleis. Das durchdachte Konzept zeichnet sich ganz nebenbei noch durch schraubenfreie Leichtbauweise und rasch zu montierende Steckfüße aus und erinnert an die dennoch stabile Spantenkonstruktion manch dünnwandigen Musikinstruments. Doch ganz gleich, für welche Norm sich der Modellbahner letztendlich entscheidet: Handwerkliche Präzision wird beim Aufbau derartiger Modulkästen von Anfang an großgeschrieben, denn millimetergenaue Zuschnitte und absolute Rechtwinkligkeit genießen Priorität. Dies gilt insbesondere vor allem auch für sämtliche Arbeiten an den schmalen Stirnseiten, den so genannten Kopfstücken. Später sind diese immerhin dafür verantwortlich, dass sich unser Modul mit den Teilträumen anderer Modellbahner problemlos und passgenau verbinden lässt.

 

Bereits während der Planungsphase sollten sämtliche auf dem Diorama unterzubringenden Gebäude für Stellproben zur Verfügung stehen, weshalb sich deren Zusammenbau nebst Patinierung bereits im Vorfeld aller Arbeiten empfiehlt. Sobald der Rohbau steht, können die Gleise verlegt werden. In unserem Fall mussten diese auch noch mit Bachbrücke und Bahnübergang in Einklang gebracht werden. Entlang einer absolut geraden Holzleiste gelingt die C-Gleis-Ausrichtung aber vortrefflich. In das weiche Pappel-Sperrholz lassen sich die Befestigungsschrauben sogar ohne vorheriges Bohren eindrehen, auf der filigranen Brücke ist eine Gleisverankerung hingegen nur mittels sparsamster Klebstoffanwendung möglich. Um die detaillierte Stahlkonstruktion des schönen Auhagen-Modells nicht unnötig verstecken zu müssen, montierten wir den hölzernen Laufsteg nur einseitig, ließen aber auch auf der anderen Brückenseite dessen stählerne Auflagen stehen. Dies erweckt beim Betrachter den durchaus authentischen Eindruck, dass der zweite Laufsteg des alten Bauwerks auf dieser untergeordneten Nebenbahn schlicht und einfach „wegrationalisiert“ und die Stegerneuerung somit nur noch einseitig vorgenommen wurde… Dem Bahnkenner signalisiert das fragmentarische Erscheinungsbild dieser betagten Bachbrücke daher sofort jenes unverkennbar über aller Idylle schwebende Damoklesschwert der Endzeitstimmung. Wie viele kleine Strecken des Vorbilds wurden doch schließlich am Ende einzig und allein Opfer nicht mehr erneuerter Hochbauten…

 

Technik-Details

Auf die Nachbildung so genannter Führungs- oder Zwangsschienen legten wir bei der Modellumsetzung unserer Brücke besonderen Wert. Diese liegen beim großen Vorbild zumeist innerhalb, seltener aber auch mal außerhalb der Fahrschienen und sollen etwaige Entgleisungen und damit ein Abstürzen des Zuges verhindern. Bislang wurde allgemein gemunkelt, eine Nachbildung der innen liegenden Version sei beim Märklin-System aufgrund der Skischleifer nicht möglich, wir bewiesen aber das Gegenteil: Problemlos gleiten selbst breite Schleifer zwischen den eingeklebten Führungsschienen hindurch! – Auf jene hier in Deutschland die meisten Eisenbahnbrücken krönenden Abdeckbleche der Schwellen verzichteten wir hingegen zu Gunsten einer filigranen Skelettwirkung der Stahlbrücke, berufen uns in Sachen Authentizität dieser Entscheidung aber auf ähnliche Vorbilder bei anderen europäischen Bahnverwaltungen und so mancher deutschen Privatbahn.

 

Technische Notwendigkeit beim Bahnbau war in der nachgebildeten Situation auch die der Überflutungsvermeidung dienende Absenkung des Bach-Wasserspiegels mittels Wehr. Unser frei aus dem Kopf improvisiertes Modell entstand größtenteils aus mit der Schneidemaschine zugeschnittenen Pappkarton-Streifen, welche mittels eines „namenlosen“ (und daher besonders preisgünstigen) Sekundenklebers zu höchster Stabilität versteifend getränkt wurden. Einige Teile aus der Bastelkiste vervollkommnen in ihrer Fernwirkung verblüffend jene Illusion höchster Detaillierung, welche einen durchaus gelungenen Kompromiss ergibt, da das Wehr nicht direkt im Vordergrund der Szenerie platziert werden musste. Nur wenige Stunden Bauzeit sprechen ganz nebenbei auch noch für die Richtigkeit dieser Lösung. Die Gewässergestaltung selbst erfolgt allerdings erst einige Bauschritte später.

 

Selbsttragende Landschaft

Wenden wir uns zunächst dem tragenden Unterbau der Landschaft zu, welcher in der althergebrachten Methode mit Aluminium-Fliegendrahtgewebe bewerkstelligt wurde. Von einer Verwendung nicht rostfreien Stahldrahtgewebes ist wegen jener durch die Feuchtigkeit der Spachtelmasse entstehenden Korrosion grundsätzlich abzuraten. Selbstverständlich kann aber ein Edelstahlgewebe als Träger der Landschaftshaut eingesetzt werden, lederne Arbeitshandschuhe sind bei dessen Zuschnitt und Einpassung aufgrund der Verletzungsgefahr dann allerdings Pflicht! Wir empfehlen und verwenden daher ausschließlich das weichere, aber eben auch etwas teurere Aluminiummaterial.

Dessen Kanten sollten bei der Einpassung stets rund zwei Zentimeter überstehen. Vor dem Festtackern nach unten umgebörtelt, ergibt sich so – wie im Schneiderhandwerk – ein stabiler und äußerst reißfester Saum, der sich mit ein wenig Holzleim noch zusätzlich festigen und verankern lässt. Knaufs Fliesen-Superkleber befestigt das Drahtgewebe stabil im Bereich des Hartschaummaterials und überall dort, wo keine Tackerklammer krallenden Halt findet.

 

Zur Verspachtelung der Landschaft selbst empfehlen wir Goldband-Fertigputzgips, der sich durch beste Haftung auf den meisten Untergründen, hohe Belastbarkeit und zudem eine angenehm lange Verarbeitungszeit auszeichnet. Er lässt sich – wie in unserem Fall – auch mit Farbpigmenten erdbraun durchfärben, was späteren Bohrungen für Bäume und andere Details sehr entgegenkommt, weil dabei dann jener störend schneeweiße Gipsstaub entfällt. Zudem fallen später etwaige Beschädigungen weit weniger auf (ein großer Vorteil vor allem aber auch beim gipsernen Felsenbau). Mit verschiedenen Spachteln aufgetragen, lässt sich der Fertigputzgips schließlich während des Abbindeprozesses mit nassem Pinsel noch glätten. Dennoch bleibt seine Oberfläche im Vergleich zu herkömmlichem Modellgips auch danach noch etwas rau und gibt daher sogar die Feinstruktur der Erdoberfläche unter der Flora täuschend echt wieder. Deshalb eignet er sich zur Gestaltung der Gewässeroberfläche auch weniger.

 

Nasse und trockene Illusionen

Das bessere Ergebnis ist hier eindeutig mit herkömmlichem „glatten“ Gips zu erzielen, welcher allerdings ohne zusätzliche Verankerungsmöglichkeit auf einer Holzplatte kaum haften würde. Diese kann beispielsweise mit aufgeleimtem Jutestoff oder – wie in unserem Fall – durch Auftrag einer Holzmehl-Leimwasser-Mischung geschaffen werden, wie sie oft sogar als (wenn auch nicht volumenbeständige) Landschaftsspachtelmasse eingesetzt wird.

Ist die Trägerschicht durchgetrocknet, wird schließlich gewöhnlicher Gips recht flüssig angemacht und sofort mit flach geführtem Pinsel aufgetragen. Hat er eine „matschige“ Konsistenz erreicht, lassen sich mit ihm die Wellenbewegungen des Wassers hervorragend imitieren. Sobald der Prozess des Abbindens beginnt, muss der Gips unbedingt ruhen, um jene für die Festigung verantwortliche Kristallbildung nicht zu stören. Andernfalls wäre eine spätere Stabilität nicht mehr vollständig gewährleistet.

 

Nach Trocknung des Gipses empfehlen wir den Überzug aller künftigen Gewässer mit einem Acrylkreidegrund, welcher der Farbbehandlung als Basis dient. Diese gelingt dann mittels herkömmlicher Acrylfarben. Zur Ermittlung der richtigen Farbnuancen sei jedem die aufmerksame Betrachtung von Luftaufnahmen empfohlen. – Mit dem für Wasser ach so klischeehaften Farbton Blau ist bei der Anmischung jedenfalls äußerst sparsam umzugehen! Illusionsmalerische Tiefe erhalten Gewässer durch Abdunklung zur Mitte hin. Deren volle Wirkung entfaltet sich allerdings erst nach versiegelndem Überzug mit einem hochglänzenden Gemäldefirnis, der im Gegensatz zu herkömmlichem Klarlack eine um Klassen schönere und glaubwürdigere Oberfläche ergibt.

 

Erst nach Abschluss der Arbeiten an den Gewässern und vollständig getrocknetem Versiegelungsfirnis empfehlen wir die Fortsetzung der Bauschritte. Zu erwähnen sei hier noch die Einschotterung des Gleises in der allgemein üblichen Methode des trockenen Auftrags mit anschließender Fixierung mittels Weißleimwasser, dem zur Entspannung stets ein Tropfen Geschirrspülmittel zugesetzt wird. Das vorherige Übernebeln mit einem „Fließverbesserer“, der aus Wasser, Mundspülung und ein wenig Geschirrspülmittel leicht selbst hergestellt werden kann, verhindert zuverlässig ein Wegschwimmen der kleinen Steinchen vor der Pipette.

 

Gleichzeitig kann die Gestaltung der Straße erfolgen. Eine nahezu perfekte Asphalt-Illusion lässt sich mit den sämigen Spezialfarben aus dem Heki-Angebot erreichen, die nebenbei auch noch feinste glitzernde Pigmente enthalten. – Die Anmischung passender Grautöne ist nämlich gar nicht so einfach wie der geneigte Leser vielleicht glauben mag: Denn sie sollte keineswegs aus Schwarz und Weiß erfolgen, sondern am besten aus zu gleichen Teilen vermischten Komplementärfarben wie beispielsweise Rot und Grün, die sich gegenseitig zum reinsten möglichen Grauton neutralisieren. Dieser kann dann durch Zugabe von Gelb oder Ocker wärmer oder durch Beimischen von etwas Blau kälter erscheinen. Selbstverständlich funktioniert dies genauso mit einem fertig gekauften reinen Grauton, wie er zum Beispiel im Rahmen des Sortiments der bekannten Plakafarben angeboten wird.

 

Zur Nachbildung jenes üppigen Grüns aus Michels Kindheitserlebnissen empfehlen wir ganz ausdrücklich den Einsatz eines professionellen Elektrostat-Begrasungsgeräts, welches auch bei Verwendung langfaserigen Modellgrases für natürlich stehende Halme sorgt. Immerhin katapultiert hier eine Hochspannung von 70 KV bei gefahrloser Stromstärke die Fasern wie Pfeile in ihr Leimbett. Freilich ist diese Profi-Gerätschaft für den durchschnittlichen Hobbyisten dennoch eher uninteressant, zumal sie in der Anschaffung sehr kostspielig ist. Doch zahlreiche Modellbahnvereine und auch manche größeren Fachgeschäfte verleihen oder vermieten neuerdings jenes hilfreiche Wunderwerk der Technik gerne an ihre Mitglieder beziehungsweise Kunden. Die Kombination dieser Grasfasern mit zusätzlich von Hand eingestreuten feinen Schaumstoffflocken auf der Wiese sowie filigransten Baummodellen schafft heutzutage auf einer künstlerisch gestalteten Modelleisenbahnanlage jene kaum mehr zu überbietende Atmosphäre der Natürlichkeit, von welcher man vor 35 Jahren wohl tatsächlich nur träumen konnte…

 

 

Michael Robert Gauß

 
 
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Stand: 13. Juni 2007